“Lieben Sie Brahms?” Nach Herbert Klein
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Brahms, der typische Deutsche, ja Altdeutsche, ist ein Komponist, der beim Publikum Erfolg hatte. Er wurde am 7. Mai 1833 in Hamburg geboren. Brahms stammte aus kleinen Verhältnissen. Der Vater spielte als Kontrabassist im städtischen Orchester. Leidlich konnte die Familie davon leben, mehr aber auch nicht. Das prägt, ein Leben lang. Denn die Charakteristik “rauh, aber herzlich” wird von vielen Biographen auch Johannes Brahms zugeschrieben.
Er habe, wird berichtet, grob und sehr nett sein können. Und um gleich zur Legende zu kommen. Er konnte auf dem Klavier jede gewünschte Tanzmusik spielen, freilich so, dass nur die Hände spielten, während er gleichzeitig ein interessantes Buch auf dem Notenbrett las. Seine Musik hat dadurch keinen Schaden erlitten, im Gegenteil, das sprühende Feuer, diese musikalisch-musikantische Virtuosität, zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk. Das “Deutsche Requiem” hat Schumann mit einem Wasserfall verglichen. Systematik des Satzbildes, “Ökonomie und dennoch: Reichtum” sind für die Musik von Brahms charakteristisch.
Nicht dass ihm literarisches Talent mit in die Wiege gelegt worden war. “Verzeih mir”, schrieb er im Oktober 1857 an Clara Schumann, “aber ich kann nicht schreiben, ich habe nicht gelernt, meine Gedanken zu ordnen und auszusprechen”. Darin mag ein Stück Koketterie liegen, denn Brahms war ein fleißiger Briefschreiber. So sachlich, nüchtern die Schriftstücke waren, wenn er an Verleger oder Freunde schrieb, so änderte sich ihr Ton, wenn die Adressatin Clara Schumann hieß. War es bloß intensive Freundschaft, war es, nach dem Tode ihres Mannes Robert Schumann, etwas wie Liebe? Die Forscher sind zerstritten, und eine unstrittige Antwort wird es wohl auf die Frage nicht geben. Fest steht aber, dass Brahms seine privatesten Gedanken niemand anderem als Clara Schumann erzählte. Fremde Sprachen beherrschte er keine; auch wenn er zeitweise viel herumreiste, blieb er in einer deutschsprachigen Sphäre. Er spielte, dirigierte, komponierte, dies alles mit durchaus ökonomischem Erfolg. Im Unterschied zu anderen Komponisten garantierte ihm die Musik seinen Lebensunterhalt. Seine Zeitgenossen beschrieben hin und wieder sein Äußeres, dem er kaum Wert gab. Pflichtbewusstsein, Fleiß, Leistungsbereitschaft lagen ihm eher. Und dann die Fähigkeit, auch bei anfänglichen Misserfolgen nicht gleich aufzugeben. Ihm war kein musikalisches Genre fremd. Er hat die Musik hinterlassen, die auch heute noch die Menschen bewegt. Mehr wollte er nicht, keinesfalls.
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